Sports Award Müll: Muss das wirklich sein?

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Gehören Talent-Shows, Dschungel-Camps und Award-Verleihungen zum Service Public? Keine Bange, darüber wollen wir an dieser Stelle nicht streiten. Schliesslich gab’s gestern wieder Pokale und Ehrungen – die Swiss Sports Awards – zu vergeben. Es ist doch schööön, wenn alle nett sind, sich gegenseitig feiern und wir vom Sofa aus live teilhaben dürfen. Ist ja auch ganz interessant, all die durchtrainierten Sportlerinnen und Sportler mal im Anzug zu sehen. Für einige sind solche Bestätigungsschleudern sogar besondere Motivation. Und dann gab’s Event-like viel Licht und sogar etwas Live-Musik, selbst Bryan Adams grub SRF aus. Auweia, jetzt stark bleiben.

Zu den Fakten: Die beiden Bündner Nino Schurter und Dario Cologna kamen zwar ins Final, standen gegen Stan Wawrinka aber auf verlorenem Posten. Nicht unverdient nach dem French-Open-Triumph des Romands. Bei den Frauen siegt Ironwoman Daniel Ryf, die gerade erst vor einer Woche eine Million beim Rennen in Bahrain gewann. Jetzt also auch noch die Adelung des Schweizer Staatssenders. Was sie wohl lieber hat?

Viel Schmus für die Neo-Millionärin.

Was sonst? Nichts, was wir nicht schon wüssten. Breel Embolo ist der Schweizer Nachwuchssportler des Jahres (und überhaupt: der beste Schweizer Fussballer), und mit Marcel Koller ehren wir den Trainer der österreichischen Fussball-Nati. Als ob wir nicht schon auf den Skis genug von den Ösis einstecken müssten – jetzt klauen sie uns auch noch unsere Awards! Damit hätte man auch warten können, bis Koller Petkovic nach der EM 2016 ablösen wird.

Noch eine Frage zum Schluss: Wer um Himmels willen ist der Leichtgewichtsvierer ohne Steuermann? Das ist nämlich unser Schweizer Sportteam des Jahres. Zugegeben, Weltmeister und Europameister tönt gut, aber zumindest aus Bündner Sicht ist das einfach nur Mist. Was ist mit dem HCD, der eine so fantastische Saison hinter sich brachte, dass man eigentlich nicht an den Hockeyanern von Arno del Curto vorbeikommt? Aber ok, Davos ist nicht Weltmeister. Vielleicht klappt’s ja nächstes Jahr, wenn der HCD den Champions-League-Pokal im Palmarès aufführt.

Wer sind diese adretten Herren?

Aber vielleicht braucht SRF dann ja auch wieder einen Quoten-Gewinner. Schliesslich gehört es zum Service Public, dass man auch Randsportarten in der Award-Verleihung berücksichtigt. Das ist ein bisschen wie bei der neusten Mode bei Kinderwettkämpfen, wo jeder und überall einfach immer eine Medaille erhält. Die Wände in den Kinderzimmern sind vollgestopft mit Auszeichnungen, und jeder Knirps fühlt sich pädagogisch wertvoll. Wie Neo, der Auserwählte. Und das nur, damit sich die Schlechteren nicht schlechter fühlen als die Besseren.

Nett, dass uns SRF das antut. So ein Müll.

 

(Bild: Melanie Duchene/EQ Images)