Flüchtlinge in Val Müstair sollen Schnee schaufeln

Dass der Kanton Graubünden im Alleingang in Dörfern Objekte bezieht und den Gemeinden dann kurzfristig Flüchtlingskontingente zuweist, hat im Münstertal in den letzten Tagen für rote Köpfe gesorgt. Gestern informierte der Kanton vor Ort.

«Schätzungsweise 300 Personen kamen, das ist enorm viel für unser Tal», äusserte sich Vizegemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti nach der amtlichen Information von gestern Abend gegenüber GRHeute. Von Seiten des Kantons hatten Georg Carl, Abteilungsleiter Asyl und Rückkehr, und Rita Mathis-Brown vom Transitzentrum Rustico in Laax die schwierige Aufgabe, das kurzfristige Vorgehen zu erklären. Ihr Chef Marcel Suter hatte am Mittwoch gegenüber GRHeute eingeräumt, dass man die Gemeinden bewusst vor vollendete Tatsachen stelle.

Fehler in der Kommunikation

Dabei stellte sich gestern heraus, dass nicht alleine der Kanton schuld ist an der kurzfristigen Kommunikation ist. Der Müstairer Gemeindepräsident Arno Lamprecht hatte die Information am 19. November erhalten, diese aber erst am 25. November seinen Vorstandskollegen mitgeteilt. Fünf Tage später zogen die Asylsuchenden dann ein.

«Zum Schneeschaufeln einsetzen»

«Ich bemängle, dass die Vereinbarung mit dem Ferienlager hinter dem Rücken der Gemeinde lief», kritisiert Binkert Becchetti, ausserdem habe der Kanton Val Müstair auch so erst 11 Tage vor dem Einzug der Flüchtlinge informiert. Als Verantwortliche für Soziales will sie die Eritreer nun in die Pflicht nehmen. «Der Kanton sagt uns, diese seien erwachsene Menschen, sie bräuchten keine zusätzliche Betreuung», so Binkert Becchetti, «es würde aber begrüsst, wenn wir sie für verschiedene Aufgaben wie Schneeschaufeln einsetzen. Das beabsichtigen wir auch zu tun.»

Wer bezahlt nach fünf Jahren?

Sorgen macht sich Binkert Becchetti über die finanzielle Zukunft der Gemeinde. Das Zentrum sei zwar bis April befristet, angesichts der weiterhin hohen Zuweisungsquote für Graubünden fehle ihr aber der Glaube, dass das Zentrum anschliessend aufgelöst werde. «Man weiss, dass Flüchtlinge aus Eritrea zu 80-90% Sozialhilfeempfänger sind», so Binkert, die ein finanzielles Damoklesschwert befürchtet, «fünf Jahre bezahlt der Kanton die Sozialhilfekosten, anschliessend muss die Gemeinde dafür aufkommen. Und wenn wir sehen, wie die finanzielle Lage bei uns schon heute ist, dann könnte das ganz schwierig werden.»

 

Flüchtlingsunterkünfte in Graubünden

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(Bild: Wikipedia)