Black Friday – bitte nicht!

Der Montagskommentar auf GRHeute.

 

Die Black-Friday-Welle der USA ist letzten Freitag merkbar nach Europa geschwappt. Zwar sind auch in hiesigen Einkaufstempeln schon seit längerem Weihnachtsartikel prominent ausgestellt. Mit dem Black Friday wissen wir nun aber ganz offiziell, dass jetzt denn bald Weihnachten kommt – und dass es Zeit wird, das Kässali zu plündern. Viele haben eben gerade den 13. Monatslohn erhalten. Es gilt, die Sau zu schlachten, ehe sie auf andere dumme Ideen kommt – wie zum Beispiel, an die bald nach dem Fest eintrudelnde Steuerrechnung zu denken.

Für den Detailhandel ist der Black Friday ein willkommener Event, um das Weihnachtgeschäft möglichst früh anzuleiern. In den USA macht das ja noch Sinn, da die Amis am Donnerstag vor dem Black Friday jeweils ihr Thanksgiving feiern und viele am Freitag die Brücke machen. Und wenn man das verlängerte Wochenende durchgehend mit der Familie verbringen muss, darf man sich zwischendurch ja durchaus was gönnen, oder? Beim 4-tägigen Black-Friday-Wochenende in den USA werden über 50 Milliarden Dollar umgesetzt. (Heute Montag startet übrigens der Cyber Monday, an dem die Online-Händler ihre Aktionen promoten).

Spektakulär.

Aber das Verkaufsgeschrei nervt. Es tönt einfach nur nach noch mehr Hektik, noch mehr Schein und Glitzer, nach noch mehr unnachgiebiger Optimierung. Natürlich ist das gut für die Händler und für die Wirtschaft – und damit letztlich auch für Allgemeinheit. Und sie ist ja auch attraktiv, die Inszenierung dieser Wunderwelt. Alle sind eingeladen. Sozusagen Free to Play. Aber wenn man erst mal durch den Laden schlendert, merkt man, dass man erst richtig dabei ist, wenn man auch den einen oder andern In-App-Kauf tätigt. Schwierig, den Keulen der Verkaufsförderung aus dem Weg zu gehen.

Der Black Friday nervt. Ausserdem irritiert es, zwei Wochen nach dem Freitag, dem 13. in Paris, mit Black Friday für Preisstürze und Rabattaktionen zu werben. Der Black Friday verkörpert all das, worüber sich so viele an Weihnachten stören: Der manipulative, völlig verkommerzialisierte Schein. Aber vielleicht sind das ja auch nur die Zeichen der Zeit, die neue Religion: Wer geht schon in den Gottesdienst, wenn man stattdessen auf einem Event-Shopping-Trip surfen kann?

 

(Bild: Tagesschau/srf.ch)