Schafft Heinz Brand heute die nächste Hürde?

Der Klosterser SVP-Nationalrat Heinz Brand hat reelle Chancen, das Amt von Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat zu erben. Heute stellt die grösste Partei der Schweiz ihr Dreierticket vor.

Die SVP hat angekündigt, dass sie ein Dreierticket mit je einem Vertreter aus der Romandie, dem Tessin und der Deutschweiz vorschlagen werde.

Die sieben Kandidaten für den Bundesrat:

Deutschschweizer Kandidaten

Heinz Brand (Bild) werden die grössten Wahlchancen vorhergesagt. Er politisiert zwar auf SVP-Linie, bei den anderen Parteien wird aber geschätzt, dass er im Auftreten konziliant ist und dass «man mit ihm reden kann», bis weit in die linken Reihen. Er kennt sich als langjähriger Asylchef Graubündens in der aktuellen Migrationsfrage aus und spricht fliessend französisch und italienisch. Zuletzt wurde ihm vorgeworfen, dass er in Ausländerfragen zu hart argumentiere und dass er mit seiner Art «zu gut für den Bundesrat sei» und Mehrheiten für harte Migrationsentscheide finden könne.

Reelle Chancen hat auch der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi, der ebenfalls auf SVP-Linie politisiert. Sein grosses Manko: Er ist erst 36 Jahre jung und hat in vier Jahren in Bern noch wenig Stricke zerrissen. Er gilt aber als sattelfest in Finanzfragen und sprachbegabt. Zweifellos ist er bei der Wahl eines Deutschschweizer Kandidaten der grösste Herausforderer Brands.

Da der Berner Albert Rösti auf einen Platz auf dem Dreierticket kürzlich verzichtet hat, bleibt nur noch der Nidwaldner Regierungsrat Res Schmid. Ihm wird nachgesagt, dass er «anständig» auftrete und dass er durch seine Exekutiverfahrung im Bundesrat eine gute Figur abgeben würde. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass das Parlament meist einen von ihnen wählt, sprich einen amtierenden National- oder Ständerat. Würde die SVP Schmid aufs Ticket bringen, müsste man sich schon fragen, was das für ein Spielchen der SVP wird.

Westschweizer Kandidaten

Der Walliser National- und Staatsrat Oskar Freysinger ist einer der bekanntesten Schweizer Politiker. Gewählt wird er deswegen trotzdem nicht. Seine joviale Art hat ihn schon des öfteren in brenzlige Situationen gebracht, die sich nicht gerade mit dem Prädikat ’staatsmännisch› vertragen. Für einen Posten im Bundesrat dürfte er für viele deswegen unwählbar sein.

Die beste Chance auf das Ticket aus der Westschweiz hat der Waadter Nationalrat Guy Parmelin (Bild). Auch er kann gut mit Leuten und ist im Parlament vernetzt. Sein grösster Nachteil ist, dass schon zwei Welsche in der Landesregierung sitzen. Ausserdem wird ihm nachgesagt, dass er schwer zu fassen sei und innerhalb der SVP-Fraktion keine führende Position inne habe.

Tessiner Kandidat

Staatsrat Norman Gobbi (Bild) aus Airolo hat das Tickets aus dem Tessin bereits auf sicher. Der Lega-Politiker wechselte vor kurzem in die SVP, um der Sonnenstube der Schweiz erstmals seit 1999 wieder einen Bundesrat zu einzubringen. Gewählt wird er dennoch nicht. Er sitzt nicht im Parlament und hat in Ausländerfragen auch schon massiv über die Stränge geschlagen.

Die Taktiken

Will die SVP die bestmögliche Wahl der sieben Bewerber bieten, dann kommen Gobbi, Parmelin und Brand oder Aeschi aufs Ticket. Das wäre transparent und glaubwürdig.

Es ist zu erwarten, dass die Mitte in dieser Konstellation keine taktischen Spielereien wagt und einen der Vorgeschlagenen auch wählen wird. Gobbi wird trotz des Tessin-Bonus› keine Chancen haben. Bleiben also der Westschweiz Parmelin und die Deutschschweizer Aeschi oder Brand.

Abzuwarten ist, ob die Linke einen Sprengkandidaten lancieren wird. Naheliegend wäre der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann, der aus dem ersten Kandidatenkarrusell der «Linkste» war (wenngleich immer noch klar auf SVP-Linie). Mehrheiten für solche Spielchen wird die SP diesmal aber nicht gewinnen, die Bande zur Mitte ist durch den Wahlschock und das Ende der Widmer-Schlumpf-Ära gerissen. Ausserdem dürften heute alle nicht-nominierten SVP-Kandidaten vor den Medien betonen, eine allfällige Wahl nicht anzunehmen.

Die Prognose

Heinz Brand steht heute vor einer grossen Hürde. Kommt er als Deutschschweizer Vertretung auf das Dreierticket, dann hat er grösste Chancen, gewählt zu werden. Sollte heute allerdings Thomas Aeschi aufs Ticket kommen, dann wird es schwer für den Klosterser. Gut möglich, dass das Parlament in diesem Fall auch einen dritten Romand (Parmelin) wählen würde. Andererseits hat auch Aeschi Argumente, ist doch die Innerschweiz nicht im Bundesrat vertreten. Dasselbe kann aber auch Heinz Brand sagen: Die Ostschweiz hat zurzeit keinen Sitz in der Schweizer Landesregierung.

Deshalb unser Tipp (auch wenn wir natürlich wissen, dass in den Wochen und Tagen und der Nacht vor der Wahl noch viel Wasser die Aare runterfliesst): Heinz Brand setzt sich heute in der SVP-Nomination knapp durch, kommt mit Guy Parmelin und Norman Gobbi aufs Dreierticket und wird am 9. Dezember als 5. Bündner in den Bundesrat gewählt.

 

Die vier bisherigen Bündner Bundesräte

(Bilder: EQ Images/Monika Flückiger (Brand, Parmelin, Gobbi), Manuel Winterberger (Aeschi), Patrick Lüthi (Titelbild), Quelle bisherige Bündner Bundesräte: admin.ch)