Das Mountain Rat Pack und die Allegra Big Band haben gestern im GKB Auditorium in Chur ihre Weihnachtsshows lanciert.
Fangen wir vorne an: der Name. Man muss ihn sich zuerst kurz aufschlüsseln, wieder vergegenwärtigen. Das originale Rat Pack sang und swingte sich durch die beste Zeit eines romantischen, aufblühenden Amerikas. Dies im nicht minder legendären Sands Hotel in – na wo wohl – Las Vegas.
In der wüstenmittigen Stromfressanlage gibt es keine Berge. Und sie hatten weder Guyan, Renggli noch Rest. Diese drei Charakterstimmen haben sich in Anlehnung an das Original und die Umstände folgerichtig zum Mountain Rat Pack erklärt. Unter diesem Namen zelebrieren sie jährlich zur Vorweihnachtszeit ein sogenanntes «Christmas Special».
Die Gastgeber laden an diesem Donnerstag zur Einwärmrunde unter dem Motto «Swing pur», soll heissen heisser Sound mit heissen Häppchen von pur.catering und nicht wie in der Vollmontur mit Dinner. Donnerstag meint ergo auch: mehr Getränke, weil mehr Beinfreiheit. So wird es mir zumindest erklärt. Das macht S(w)inn(g).
Geladen wird in das geschickt inszenierte GKB Auditorium, in einen stylischen Multi-Event Raum mit hervorragender Infrastruktur und beeindruckender Akustik.
Der Abend wird unterteilt in musikalische Hälften. Davor, danach und dazwischen werden elegant aufbereitete Freuden des Gaumens gereicht und man wird vor allem zu Beginn den Eindruck nicht los, dass hier einige Gäste mehr Bauch als Ohr mitgebracht haben. Das Buffet wird nämlich belagert, als hätte gerade jemand dort Justin Bieber entdeckt. Zurecht allerdings, ob Miniature-Shrimpscocktail oder Marronicreme: das von pur.catering wundervoll hergerichtete Essen verleiht dem Abend einen „touch of cuisine“. Zuerst spärlich irren die Hungrigen in Richtung Saal. Dann geht es schnell.
Oh, ein Orchester – oh eine Bar! Ach ist das herrlich! Die meisten gut gekleideten Besucher – man trägt casual-chic – realisieren beim Absitzen, dass hier höhere Kunst geboten wird und nicht nur Fressen mit Trompete. So locker und jovial
der Abend von den Gentlemen eingeleitet wird, beim ersten Ton des Orchesters zieht es den Gästen die Spannsets vom Herz und es setzt eine kollektive, zufriedene Entspannung ein. Hier ist heile Welt, Mr. Bojangles.
Das Mountain Ratpack ist mehr als nur 3 wundervoll charakterstarke Stimmfarben. Die Herren wissen sich bei jedem Song aufs Neue humorvoll oder schlau in Szene zu setzen und erlauben sich auch den ein oder anderen Scherz, wenn gerade der Kollege seine Solo-Nummer zelebriert. Eingespielt, so klingt das, perfekt abgestimmt. Besonders die regionalen Coiffeure bekommen ihr Fett weg, wobei nicht so klar ist, weshalb denn nun eigentlich, schliesslich sitzen nebst den Anzügen auch die Frisen der drei Barden. Was wir auch lernen: mit Zahnlücke lasse es sich besser pfeifen. Ist notiert.
Nach einer willkommenen Zwischenverpflegung wird zur zweiten Hälfte angesetzt. Die Bar nun auf dem Parkett und das Orchester verdoppelt. Ein Satz Streicherinnen komplettiert akustisch und visuell die Szenerie. Und wenn es vorher schon romantisch war, spätestens jetzt schmelzen die ersten Rentnerherzen dahin, junge Paare halten Händchen und die Sänger spielen sich die Bälle zu, zwischen Klassikern und Weihnachtsliedern im grossen Stil. Der Dirigent Carlo Schöb lässt es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Song stehend abzuvisualisieren, möglichst effektvoll mit Notenblatt und sichtlich ergriffen.
Das Orchester lockert sich ebenfalls auf, wird verspielter. Guya würde am liebsten doppelt die „Kicks of Champagne“ besingen, aber ansonsten bleibt man ausgesprochen sattelfest. Und stimmvolumig, harmonisch.
Das Finale ist programmiert: erst „New York, New York“ und um die Gäste endgültig hochemotional auf den Heimweg zu schicken noch das ewige „My Way“ als Alpsegen vom Rat Pack der Berge.
Ein schöner Abend war’s, ausklingend bei einem Bier zum Dessert und mit einem zufriedenen, wohligen Grinsen auf den Lippen.
Gian-Marco «Gimma» Schmid
Die Bilder des Mountain-Ratpack-Konzerts von gestern Abend von GRHeute-Fotograf Charly Bosshard.
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