Lina Moser ist Bloggerin aus Grüsch und porträtiert in unregelmässigen Abständen «Lüt vu Graubünda». Dabei berichtet sie über einen Aspekt aus dem Leben eines oder einer «normalen» BündnerIn. Der Blog ist lose angelehnt an die populäre Webseite «Humans of New York».
Margrit Fausch, 49, Grüsch
«Ich weiss, was die Kinder sich wünschen»
Das ist das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und die «WunderTüta» ist der Laden, in dem ich schon als kleines Mädchen viel gespielt habe. Früher war es eine Schneiderei und wir waren froh, hier spielen zu können. Zu der Zeit gab es die Prättigauerstrasse noch nicht, der ganze Verkehr durchs Prättigau fuhr durchs Dorf. Es war für uns unmöglich, auf der Strasse zu spielen, wie es die Kinder heute tun. Also spielten wir hier im Laden, Verkäuferlis natürlich. Die Regale stammen noch aus dieser Zeit, genau wie mein grösster Traum, selber einmal im eigenen Laden stehen zu können. Gut, ich muss zugeben, hätte ich damals schon gewusst, dass auch hinter so einem Lädeli ziemlich viel Aufwand steckt, hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt, aber ich wusste das gottseidank nicht und so habe ich mich voller Freude in die Verwirklichung meines Traumes gestürzt. Mittlerweile gibt es meine «WunderTütä» seit zwölf Jahren. Ich bin gerne hier im Dorf. Es kommen viele Stammkunden von klein bis gross. Die Kinder kommen mit ihren Rappen etwas für die Schule kaufen oder ein Geburtstagsgeschenk für ein Gspänli. Oft ist es hilfreich, die Kundschaft so gut zu kennen, da kann ich gezielt beraten. Zum Teil weiss ich sogar, welches Kind schon was hat oder zum Geburtstag bekommen wird oder was es sich schon lange wünscht.