Sowohl 2012 (Stellungnahme 77/2012), als auch 2013 (Stellungnahme 49/2013) wurde die Bündner Gratispostille Gipfel Zytig aufgrund der Publikation von Artikeln mit diskriminierendem Inhalt vom Presserat gerügt. Gemäss Auskunft der Geschäftsführung des Presserat hat dieser seinen Nichteintretensentscheid (14/2015) nachträglich revidiert, eine weitere Rüge steht womöglich kurz bevor. 2013 wurde der Verleger/Redaktor/Publizist des Blattes von der Staatsanwaltschaft Graubünden wegen des Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm verurteilt (Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Graubünden vom 25.Juni 2013). Seit Ablauf der zweijährigen Probezeit fällt die Gipfel Zytig wieder regelmässig durch fremdenfeindliche Publikationen auf.
Auffällig positiv sind aber die Reaktionen darauf: Nach Erscheinen des Artikels ‚Ich ging mit meinem Hund’ vom 30.August 2015 haben sich diverse Personen öffentlich darüber beschwert. Neben Barbara Gassler, die mit einem Kommentar in der Davoser Zeitung auf die Thematik aufmerksam machte, haben in den sozialen Netzwerken diverse Personen eine Art ‚Aufstand der Anständigen’ angezettelt. Livia Meisser zitiert dazu aus Erich Kästners ‚fliegendem Klassenzimmer’: «An allem Unfug der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch jene, die ihn nicht verhindern». Cora Bielitz wollte vom Davoser Landammann, dass er zum Publizierten Position bezieht. Auch die Druckerei der Postille hat sie angeschrieben und für die publizierten Inhalte verantwortlich gemacht. Die einheimische Geschäftsfrau Cornelia Greiner vom 1560 fashion.point spricht anderen Unternehmern Mut zu, aufgrund der problematischen Inhalte auf Inserate in der Zeitung zu verzichten und appelliert an die Verantwortung von Heinz Schneider gegenüber Davos und den multikulturellen Gästen und der Leserschaft. Walter von Ballmoos verteilt im Fullmoons Shop und im Wallhalla ‚Keine Gipfel Zytig’-Kleber für den Briefkasten, damit man die Zeitung künftig nicht mehr lesen muss. Jürg Grassl hat den Deutschen Karikaturisten Uli Stein darauf aufmerksam gemacht, dass sein Cartoon unauthorisiert und neben fremdenfeindlichen Artikeln erscheint. Der Verlag des Cartoonisten bringt zum Ausdruck, dass diese Publikation nicht genehmigt und nicht gewünscht ist und hat angekündigt, rechtlich dagegen vorzugehen. Mathias Marmet hat sich mit einer Beschwerde an den Presserat gewandt.
Der Verein IG offenes Davos fühlt sich dadurch in seinem bisherigen und erfolgreichen Bemühen gegen solche Publikationen vorzugehen bestätigt, und ist auch selber wieder aktiv geworden. Er reicht diese Woche beim Presserat wegen zwei Artikeln Beschwerde ein und bringt der Staatsanwaltschaft verschiedene Artikel zur Anzeige.
Die IG offenes Davos begrüsst, dass die widerwärtigen Publikationen auf breite Ablehnung stossen und ist besonders erfreut darüber, dass daraus nicht ein Shitstorm resultiert, sondern ein ‚Aufstand der Anständigen’. Hoffentlich lassen sich weitere Kreise davon anstecken und werden künftig nicht mehr bereitwillig als Inserenten diese Publikationen finanziell unterstützen.
Jürg Grassi
Verein IG offenes Davos