Hamilton-CEO Andreas Wieland, der neue Projektleiter der geplanten Olympischen Spiele 2026 in Graubünden, hat gestern Abend in einem Interview mit dem Regionaljournal von SRF Einblick in seine Vorstellungen zum Sport-Grossereignis gegeben. GRHeute fasst die wichtigsten Aussagen zusammen.
Andreas Wieland…
…zum aktuellen Stand des Olympia-Projekts
«Ich habe das Ganze analysiert und einen Konzeptvorschlag entwickelt. Das zusammen gestellte Team wird in etwa 14 Tagen zusammenkommen und es diskutieren. Ich plane, das Projekt anschliessend relativ straff zu führen, weil wir nicht sehr viel Zeit haben.»
…zu den Kernaussagen des Konzepts
«Zuerst einmal: Es handelt sich erst um meinen Vorschlag, er wurde noch nicht diskutiert. Meine Analyse hat ergeben, dass man die Spiele nicht auf zwei Orte reduzieren kann, sondern dass wir neben St. Moritz und Davos alle Regionen des Kantons einbinden müssen. Zum Beispiel Flims/Laax, Südbünden, Mittelbünden. Chur muss man integrieren und auch Zürich muss man ins Boot holen.»
…zum Einbezug von Zürich
«Wir werden mit den Betreibern der Anlagen entsprechende Arrangements treffen. Aber wir werden nicht alle mitbestimmen lassen, sondern das Projekt selber führen und gestalten.»
…zum Namen der Olympischen Spiele 2026
«Ich möchte St. Moritz 2026 auf den Fahnen sehen.»
…zu den vorgesehenen Investitionen
«Es wird keine neue Schanze in St. Moritz gebaut, grundsätzlich keine teuren Investitionen, die es nachher nicht mehr braucht. Beim Skispringen würde man Engelberg einbeziehen. Wir wollen keine neuen Infrastrukturen bauen, sondern die bestehenden verbessern und optimieren und dafür sorgen, dass Graubünden von Zürich her noch viel besser erschlossen wird.»
…zu seinem Gesinnungswandel im Vergleich zu den Wahlen vor zwei Jahren
«Ich habe mich den neuen Gegebenheiten angepasst. Dies wurde erst möglich durch die neue Agenda 2020 des IOC, die besagt, dass man dezentrale Spiele veranstalten kann. Dass man allenfalls sogar einzelne Disziplinen streichen könnte. Das ist natürlich ein ganz anderer Ansatz, so können wir aus dem Vollen schöpfen. Und dann haben sich auch die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Graubünden massgeblich verändert.»
…zur Bedeutung für den Tourismus
«Die Stimmung im Tourismus hat sich verändert. Wir haben heute wirklich sehr viele Probleme in den Talschaften. Da sehe ich eben auch einen grossen Vorteil, wenn man Zürich einbindet. Zürich ist der wichtigste Markt von Graubünden. Gemeinsame Sache zu machen, ein Projekt, zu dem beide etwas beitragen, das ist sicher nur positiv.»
…zum Verkehr auf den Bündner Strassen
«Das Jodlerfest in Davos beispielsweise verursachte mehr Verkehr als der Langlauf-Wettbewerb, wenn man diesen dort durchführen würde. Man konnte das Verkehrsproblem bereits extrem reduzieren. Viele würden in Zürich bleiben. Dazu würde man das olympische Dorf aufteilen: Ein Standort in Zürich, ein Standort in Chur. Somit hätte man viel weniger Verkehr innerhalb des Kantons.»
…zum neuen «Label» Mister Olympia
«Ich bin nicht Mister Olympia, das ist immer noch Gian Gilli. Er hat sich bisher extrem eingesetzt und wird es sicher auch in Zukunft tun. Ich bin der Projektleiter und werde der Bündner Bevölkerung ein sauber definiertes, fundiertes Projekt vorlegen. Das ist meine Aufgabe.»
…über seine persönliche Motivation
«Ich kandidiere nicht für ein Amt und bekomme auch kein Geld. Mir liegt Graubünden persönlich sehr am Herzen, darum mache ich das auch.»
…über die nächsten Herausforderungen
«Es stehen noch viele Hürden bevor. Das Schweizerische Olympische Komittee muss sich entscheiden, das IOC und – zuoberst – das Bündner Volk. Aber wird werden das professionell aufarbeiten und Schritt für Schritt nehmen. Und wenn man es will, dann ist es gut, dann haben wir Erfolg. Und wenn nicht, dann haben wir’s versucht.»
(Bild: EQ Images/Valeriano di Domenico / zVg.)