Ein Bündner Fussballstar? Der Weg zur Karriere ist hart

Für viele Fussballklubs ist diese Woche die letzte in der Herbstsaison 2015. GRHeute nimmt dies zum Anlass, den Bündner Fussballs und seine Perspektiven unter die Lupe zu nehmen – dabei sprechen wir nicht vom Status der Bündner Top-Mannschaften, sondern von den Konzepten, wie man Fussballtalente erkennt, fördert und ihre Karriere plant. Dazu beziehen wir uns auf einen kürzlich veröffentlichten Bericht von Claus Caluori, Sportchef des Bündner Fussballverbands. In einer fünfteiligen Serie fühlen wir diese Woche den Profi-Träumen der jungen Bündner Fussballerinnen und -Fussballer auf den Zahn. Heute Teil 3: Ein Bündner Fussballstar? Die Schlüssel zur Karriereplanung.

Graubünden und Fussball-Karriere? Schwierig, aber nicht unmöglich!

Jeder junge Fussballer in der Schweiz und in Graubünden hat wohl schon davon geträumt, einmal selbst mit der Nationalmannschaft an einer WM aufzulaufen oder in der Champions League mit oder gegen Cristiano Ronaldo zu spielen. Seitdem der Schweizer Fussballverband 1995 ein nationales Nachwuchskonzept eingeführt und umgesetzt hat, ist es auch mit dem heimischen Fussball (zumindest im Nachwuchs) nach oben gegangen. Erfolgsstorys aus Graubünden waren bisher dennoch rar. Schliesslich machten auch alle anderen Schweizer Regionalverbände seither einen Schritt vorwärts. Trotzdem ist Grund zum Optismus angesagt: Seitdem sich der Osterschweizer Fussballverband, die Profiklubs St. Gallen und Wil und die in den Kantonalverbänden angesiedelten 140 Klubs zum Future-Champs-Ostschweiz-Projekt zusammen geschlossen haben, haben es mehrere Bündner zumindest in den Vorhof einer Fussballkarriere geschafft.

Ab 10 Jahren beginnen die Sichtungen

Wie wird man nun als Bündner zum Fussballstar? In den Kinder-Jahren geht es vor allem um die Freude am Fussball. Ob in Zürich oder in Vals, die kann man in jedem grossen oder kleinen Verein haben. Ab 10 Jahren steigen die Kantonalverbände auf der sogenannten FE-Stufe im weitesten Sinn ins Talent-Scouting ein. In diesem Stadium spielen in der Schweiz in jedem Jahrgang rund 15’000 Kinder Fussball. Der Bündner Fussballverband betreibt von der U11 bis zur U16 kantonale Auswahl-Teams (im Bild das Team Südostschweiz U15), wobei die besten jungen Nachwuchsspieler die Chance bekommen, in die überregionale Future-Champs-Ostschweiz-Organisation berufen zu werden. Das Spielerpotenzial für eines der Auswahlteams in der U13 beträgt dann schweizweit aber nur noch 1300 Spieler, knapp 9% des Spielerpools zwei Jahre zuvor.

U15

Wer es bis hierher noch nicht geschafft hat, wird es schwer haben. Das System bleibt aber durchlässig. Auch bei einem 14-Jährigen, bei dem der Knopf später aufgeht, besteht immer noch die Möglichkeit, über die Bündner Nachwuchs-Auswahlen doch noch den Sprung zu schaffen.

Auswahlteams werden schnell kleiner

In der U15 und der U16 starten die entscheidenden Jahre im Future-Champs-Ostschweiz-Projekt. Das Spielerreservoir schrumpft national weiterhin gnadenlos auf 500 Spieler (gerade mal 3% der Nachwuchsspieler, die fünf Jahre zuvor in die Jugendfussball-Stufe eintraten). Die besten 300 davon schaffen den nächsten Karrieresprung – knapp ein Zehntel davon in der Ostschweiz. Es winkt ein Vertrag an der FC St.Gallen-Akademie, der ausserordentliche Talente auch bereits ab 13 Jahren aufnimmt. In unmittelbarer Nähe zur AFG-Arena entsteht bis Ende 2015 ein Wohnkomplex, in dem bis zu 24 Talente untergebracht werden können. Der moderne Bau, der zusätzlich über 14 Mietwohnungen verfügen wird, beinhaltet neben den 12 Doppelzimmern für die Nachwuchs-Talente, die ab 13 Jahren in die Akademie aufgenommen werden können, auch einen eigenen Gymnastikraum, Aufenthaltsräume, einen Essraum sowie eine eigene Küche.

In die neue Akademie werden auch fünf Spieler aus dem Team BFV/Südostschweiz einziehen: Die Churer Angelo Campos und Livio Krättli, der Buchser Tim Staubli, der Felsberger Alessio Schmid und der Emser Tino Dietrich dürfen sich auf eine professionelle Betreuung auf und neben dem Rasen freuen.

Ziel: Pro Jahrgang 15 Profis und 3 Nationalspieler

Am Ziel der Träume sind die jungen Fussballer dann aber noch lange nicht. Das Kader im Future-Champs-Ostschweiz-Projekt ist nun auf ein Team pro Jahrgang reduziert, national sind es 100 Spieler. Das wären dann noch 0.6% aller Nachwuchsspieler aus dem Jahrgangs-Pool aus den Jugendjahren.

Von diesen 100 hat sich der nationale Verband das Ziel gesetzt, jährlich 15 Fussballprofis und drei zukünftige Nationalspieler herauszubringen. Das wären dann 0.1% der Jugendspieler aus der ganzen Schweiz – oder umgerechnet jeder Tausendste eines Jahrgangs, der es schafft. Und 0.02% (jeder Fünftausendste eines Jahrgangs), die einmal mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust auflaufen können.

Unterstützung bei der Karriereplanung

Die Zahlen sind hart, aber unmöglich ist es nicht. Voraussetzung für eine Karriere sind auf jeden Fall überdurchschnittliches Talent, Einsatzbereitschaft, ein hilfreiches Umfeld, Glück und eine gute Karriereplanung – diese wird durch den Bündner Fussballverband und das Future-Champs-Ostschweiz-Projekt seit vier Jahren ermöglicht. Auch der Kanton Graubünden zieht langsam mit: Neben Ilanz entsteht in Bälde eine Sport-Talentklasse in Chur, die den Oberstufenschülern ermöglicht, auf der Stufe U14, U15 und U16 ihre schulische und fussballerische Ausbildung unter einen Hut zu bringen.

Wer vom neuen Schwung im Bündner Fussball bisher profitieren konnte, kannst du morgen im Teil 4 der Fussballserie auf GRHeute lesen. Soviel sei schon mal verraten: Gleich zehn Bündner Fussballerinnen und Fussballer stehen im Vorhof zu einer möglichen Profikarriere.

 

(Bilder: GRHeute/futurechamps.ch)