Es gibt – ohne zu übertreiben – kaum eine Region auf der Welt, die es im Wintersport mit Graubünden aufnehmen kann: Zweimal olympische Winterspiele, das grösste Eishockey-Klubturnier, seit x-Jahren Organisator von Weltcuprennen und Weltmeisterschaften in allen möglichen Schneesportarten. Es steht ausser Frage, dass Graubünden das Zeug hat, die Spiele durchzuführen – und sollte jetzt wieder mal den nächsten Schritt tun.
In den letzten Jahren hat man gesehen, dass die Gegner der Olympischen Spiele in Graubünden keine Alternativrezepte haben, wo die Zukunft des Ferienkantons liegt. Vielleicht müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen. Auf das, was in der DNA vieler Bündnerinnen und Bündner ist. Vielleicht haben es die Promotoren beim letzten Versucht versäumt zu zeigen, dass der Kanton Graubünden in den letzten 100 Jahren zu einem beträchtlichen Teil am Sport und durch den Sport gewachsen ist.
Es geht dabei weder um überbordende Euphorie und schöne Heile-Welt-Bilder noch um Totengräber-Plakate und Schreckensszenarien. Das Projekt sollte nüchtern und pragmatisch beurteilt werden. Olympische Spiele würden bis 2026 zweifellos grosse Impulse im Bündner Tourismus auslösen, Finanzspritzen inklusive.
Und wenn wir es schlau machen – und man weiss, dass das Sportland Schweiz dazu in der Lage ist – dann wirken Olympische Spiele auch über den Wettkampf hinaus und ist auch finanziell zu stemmen. Einfach pauschal zu behaupten, Olympia sei ein Verlustgeschäft, ist einfach nur plump.
Genauso wie das Argument, das IOC sei ja sowieso nur eine Bande von korrupten Funktionären. Dazu muss man als Sportler entgegnen: Selbst, wenn es so wäre, müsste Graubünden kandidieren. Als Geburtsort und Herz des Wintersports sollte Graubünden einen Vorschlag unterbreiten, wie die Olympischen Spiele bei uns aussehen würden. Wie wir es machen würden. Innerhalb der IOC-Leitplanken, aber – Bündner Style. Wenn’s nicht ankommt: Ok, dann wissen wir’s. Aber vielleicht braucht das IOC in Zeiten eines Fifa-Skandals ja gerade ein Symbol für ihre Umkehr zur Echt- und Angemessenheit. Darum: Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Aber duckmäuserisch resignieren – das geht gar nicht.
Ein bisschen heile-Welt-Bilder muss jetzt doch noch sein. Man stelle sich vor: Zwei Wochen Märchenwetter im tief verschneiten Graubünden, jeden Tag im ganzen Kanton verteilt packende Wettkämpfe, begeisterte Zuschauer und sympathische Gastgeber. Das wäre doch mal eine Vision! Aber genug der Träume. Die Gegner würden spätestens jetzt fragen: Und wenn’s regnet oder keinen Schnee hat? Oder wenn ein Terrorist kommt? Oder die Österreicher alles gewinnen? Tja, dann – das Glas war halt schon immer halb voll oder halb leer.
(Bild: EQ Images/Harald Steiner)