Flanieren bei Königs

Das Erbe von König Otto I. in Zizers ist zu einem Park für Krethi und Plethi umgebaut worden. Am Samstag wird er feierlich eingeweiht.

Der Schlossbungert zu Zizers trägt seinen Namen zu Recht. 2003 wurden bei Vorarbeiten für den Bau zweier Mehrfamilienhäuser Mauern entdeckt, die ihre ganze Geschichte erst nach und nach zum Vorschein brachten. Schnell war klar: Das war die gesuchte Pfalz von König Otto I., von der man wusste, dass sie irgendwo in Zizers begraben sein musste. Von 2009 bis 2014 wurde das Areal bis auf die sprichwörtlichen Grundmauern seziert. Von zwei Mehrfamilienhäusern wurde schliesslich nur eines gebaut. Mit Unterstützung von Bund und Kanton kaufte die Gemeinde Zizers das Land von König Otto I. zurück und baute das Gelände zu einem kleinen Park um.

Gestern präsentierten Thomas Reitmaier, der Kantonsarchäologe, Peter Lang, der Gemeindepräsident von Zizers, und Lieni Wegelin, der zuständige Landschaftsarchitekt, den Bau den interessierten Medien. Der kleine Park liegt versteckt zwischen Friedhof und einem Durchgangsweg für Fussgänger. In der übernächsten Häuserzeile oberhalb liegt das sogenannte Obere Schloss, das einst von den Von Salis gebaut wurde. Und nur einen Katzensprung weiter nach unten steht das Untere Schloss, das St.-Johannesstift, in dem einst eine richtige Kaiserin lebte: Zita, die letzte Kaiserin von Österreich.

«Es ist eine einzigartige Situation, so einen Bau aus dem Mittelalter erhalten zu dürfen», sagte Thomas Reitmaier. «Es ist ein Denkmal von internationaler Bedeutung.» Das Denkmal präsentiert sich dergestalt, dass man die Grundmauern des Königshofs mit rostigen Metallstreifen visualisiert hat, die teilweise auch zum Sitzen und Verweilen einladen. Pflanzen sollen in zwei bis drei Jahren auch ein Raumgefühl vermitteln. Drei Infotafeln zeigen auf, wie sich der Königshof präsentierte, geben einen geschichtlichen Überblick und zeigen einen Teil dessen, was in den Ruinen gefunden wurde. Der Park wird um 20 Uhr automatisch geschlossen; ebenso den ganzen Winter hindurch.

Königshof2

Dass König Otto I. jemals in Zizers war, ist gemäss Reitmaier eher unwahrscheinlich. Der Ort war dennoch strategisch wichtig. Und weil es theoretisch sein konnte, dass er jederzeit hineinplatzte, musste der Königshof standesgemäss in Schuss gehalten werden. «Königshof ist eine holprige Übersetzung», sagte der Kantonsarchäologe. Bei Königshof stelle man sich eher ein Disneyschloss vor. Dieser karolingisch-ottonische Bau war aber sehr viel spatanischer – wie das Bild oben zeigt.

Gemäss diesem Bild war der Königshof nicht das Vorbild für das Eisschloss der Eiskönigin. Den Funden nach kann man davon ausgehen, dass es ein zweistöckiger Bau mit einigen Nebengebäuden war. Eines davon war eine Kapelle, die jedoch nicht gefunden wurde. Dass die Kirche aber so nahe liegt, legt auch den Verdacht nahe, dass die Kapelle von König Otto I. ungefähr am gleichen Ort gelegen sein könnte. Radarmessungen des Archäologischen Dienstes waren aber wegen des dicken Kirchenbodens erfolglos. Sicher ist auch, dass auf dem Gelände auch einige Skelette begraben waren – ausnahmslos männliche. «Keine Babys, keine Frauen», sagte Reitmaier. Das lasse den Rückschluss zu, dass es sich um Bürger einer höheren Schicht gehandelt haben müsse. Als der Königshof wegen der Schenkung des Gebäudes an den Bischof von Chur aufgegeben wurde, haben die Bewohner das Haus gemäss Reitmaier «besenrein verlassen».

Königshof

Dass das Areal jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, stand auch schon auf Messers Schneide. 2013 lehnten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger eine entsprechende Vorlage ab. Zuviel war noch unklar: Die Art des Baus, die Beiträge von Kanton und Bund. Erst ein Jahr später, als die Rahmenbedingungen klarer waren, wurde dem Rückkauf des Geländes und dem Umbau zugestimmt. Ein guter Entscheid, wie auch Lang findet: «Ich bin sicher, dass die Bevölkerung von Zizers das positiv sieht.»

 

Öffentliche Einweihung

Der Königshof im Schlossbungert wird am Samstag, 24. Oktober, mit einer öffentlichen Feier eingeweiht. Dabei anwesend ist neben dem Kantonsarchäologen, dem Gemeindepräsidenten und dem Landschaftsarchitekten auch Regierungspräsident Martin Jäger. Es wird musikalische Einlagen mit zeitgenössischer Musik und einem Apéro geben. Das Fest beginnt um 10 Uhr.

 

(Bilder: GRHeute)