Robin Haas ist langjähriger Spieler und Coach auf der nationalen und internationalen Football-Bühne, Swiss-Bowl-MVP 2003 und profunder Kenner der Szene. Der gebürtige Churer, zurzeit bei den Basel Gladiators tätig, schreibt eine regelmässige Kolumne auf GR Heute.
Am Samstag trifft unsere Football-Nationalmannschaft im EM-Quali-Spiel auf die Slowakei. Der Modus ist simpel: Dieses Spiel gewinnen und die Schweiz ist für die B-EM qualifiziert.
Jedes Spiel muss zuerst gespielt werden, dennoch erwarte ich einen Sieg und dominates Auftreten unserer Nati. Football hat die letzten Jahre in unserem Land grosse Fortschritte gemacht, die Spieler sind besser ausgebildet und athletischer als noch an der letzten EM in Hohenems.
Das Fiasko der letzten C-EM in Hohenems, als man als Favorit ins Turnier stieg und dan ein sehr schlechtes Aufstiegspiel verlor, wurde vom Verband erkannt und man hat gehandelt. Die Coaching Staff wurde neu zusammengestellt und man hat neben Camps auch einige Testspiele organisiert, damit man für das Slowakei-Spiel bereit ist.
Kritische Stimmen gibt es immer
Wie das so ist: Bei Auswahl-Mannschaften werden viele Spieler gesichtet und geprüft, um letztlich ein Kader von 45-50 Mann zusammen zu stellen. Einige Positionen sind umkämpfter als andere und auf einigen Positionen weiss man schon jetzt, wer spielen wird.
Headcoach der Nationalmannschaft ist Christopher Winter, ein Mann, der einige Schweizer Titel mit den Zürich Renegades gewann und viel Erfahrung mitbringt. Der Headcoach muss oder sollte neutral bleiben und der Verband hat extra einen Headoach gewählt, der zu keinem Verein gehört, was Winters ja offiziell nicht tut. Allerdings ist er sehr Calanda-Broncos-lastig. Und Winter hat schliesslich eine Coaching Crew mit Headcoaches aus verschiedenen Schweizer Vereinen zusammengestellt. Man kann es sehen, wie man will und wie ich schon gesagt habe, bei einem Auswahl-Team wird es immer kritische Stimmen geben.
Schlussendlich liegt es am Headcoach. Er alleine ist verantwortlich für den Erfolg oder eben Misserfolg des Teams. Coach Winter hat die schwierige Aufgabe, aus vielen talentierten Spielern die besten zu nominieren und dann noch zu entscheiden, wer spielt. Er muss Freundschaften aufs Eis legen und rein professionell handeln und wirklich die aufbieten, die am besten sind. Das kann auch heissen, dass er einen persönlichen Kollegen nach Hause schicken muss. Die Assistent Coaches werden auch ihren Input geben, wenn der Erfolg aber ausbleibt, ist es der Headcoach, der die Schuld trägt.
Schweiz hat Europaklasse-Receiver
Einige Fragen beantworten sich von alleine, andere nicht. Ich habe selber 1-2 Spiele als Receiver gespielt und kenne die Position ein wenig. Die beiden Broncos-Passfänger Adrian Sünderhauf und Lukas Lütscher sowie der Basler René Fink haben diese Position die letzten 2-3 Jahre dominiert. Schade, dass Fink am Samstag nicht dabei ist. Die Schweiz hat aber auf der Receiver Position internationales Liga-A-Talent. Urs von Känel, Brian Keene, Adrian Sünderhauf, Lukas Lütscher und Rene Fink ist eine Receiver Group, die ohne Probleme international gegen jede Mannschaft schwer zu stoppen wäre.
Eine Kritik habe ich noch zur Coaching Staff. Viele werden jetzt sagen, ich müsse das ja schreiben, da er quasi mein Boss sei, dem ist aber nicht so. Jeder Kenner der Szene weiss, dass es keinen anderen Coach gibt, der seit 25 Jahren in der Schweiz dasselbe Team coacht, Erfahrung mitbringt wie kein anderer Schweizer (ja, er ist Schweizer) und für Football lebt. Warum ist Mister Dwaine Wood nicht in der Coaching Staff, ich meine nicht als Position Coach, sondern als Coordinator? Das ist für mich unbegreiflich.
Wenn die Nationalmannschaft auf einen, wenn nicht den erfolgreichsten, Schweizer Coach verzichten will, ja dann will ich nur hoffen, dass alle Spiele, angefangen gegen die Slovakei, gewonnen werden. Mit dem Talent, das die Schweiz momentan besitzt, werden Entschuldigungen meines Erachtens nicht mehr akzeptiert.
Der Verband muss den Coaches und dem Team Druck, aber auch Vertrauen bringen. Falls es wiederum Niederlagen gibt, muss der Nati-Beauftragte und der Verband hart durchgreifen.
(Bilder: www.safv.com)