Die 13. Ausführung der Polenta Jam war ein Erfolg. Der Besucherrekord vom Vorjahr wurde übertroffen, und zum ersten Mal seit Langem spielte auch das Wetter mit.
Das Line-Up der Polenta Jam war dieses Jahr von zwei schwedischen Headliners geprägt: Am Freitag rockte der Jungstar Prop Dylan die Bühne, und am Samstag kam es zum Highlight, als die Kultband Looptroop Rockers zum ersten Mal in Graubünden Live auftrat. Das schwedische Quartett, das vor allem nach der Jahrtausendwende enorme Erfolge feierte, bot eine 90-minütige Show, und hatte sichtlich Spass am Auftritt. Der Rapper Promoe nach dem Auftritt: „Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet. Als wir dann das Gelände, die vielen Leute, die Graffiti-Künstler und alles drum herum sahen, freuten wir uns enorm. Cool, dass es noch solche Festivals gibt, die Hip Hop so zelebrieren und friedlich ablaufen“.
„Wir sind erfreut über die diesjährige Ausgabe“, erklärt OK Chef Marcel Schlegel, „das Wetter war genial, die Acts waren durchs Band qualitativ hochstehend, und die Stimmung super. Es hätte nicht besser laufen können.“ Gemäss Schlegel konnte das Festival einen neuen Zuschauerrekord mit 1’500 Besuchern verzeichnen. Was Schlegel aber noch mehr erfreut ist die positive Entwicklung der Polenta Jam. „Früher hatten wir regelmässig Probleme. Es gab immer wieder Unfälle oder Schlägereien, Bands traten nicht auf, Leute tranken zu viel oder mussten gar ins Spital gebracht werden. Das ganze Festival war damals rückblickend betrachtet ein chaotischer Haufen. Mittlerweile ist der Event aber in seiner Professionalität gewachsen. Alle Acts bieten eine hohe Qualität, es gibt Workshops für Kinder, das Angebot wurde verbessert und die Infrastruktur wurde komplett überarbeitet. Und die Besucher wissen das zu schätzen. Wir hatten dieses Jahr nicht einen einzelnen Verletzten oder Zwischenfall mit der Polizei.“
Auch für die Gemeinde Grüsch ist die Entwicklung interessant zu beobachten. Vor einem Jahrzehnt waren es in den Augen der Bevölkerung noch lärmige Jugendliche, die einmal im Jahr für Unfug sorgten. Mittlerweile ist die Polenta Jam ein fester Bestandteil im Kalender der Gemeinde und eine Identifikation für alle jungen Vorderprättigauer.
Die Polenta Jam entstand 2002 während des ersten Schweizer Hiphop-Booms. Wie viele andere kleine Festivals, die damals relativ konzeptlos aus dem Boden schossen, stand auch die Polenta Jam bald einmal vor der Entscheidung, in welche Richtung man sich entwickeln wollte. Erfolgreiche Events wie die Flab Jam (Brigels) oder die Nullt Auguscht Jam (Domat/Ems) strichen die Segel, andere Festival wie das Royal Open in Biel wurden zu internationalen Top-Events. Mittlerweile sind die kleinen Festivals, die während des letzten Jahrzehnts noch dominierten, mehrheitlich von der Bildfläche verschwunden. Zu gross ist die Konkurrenz der grossen Events (z.B. Frauenfeld, Splash, Hiphop-Open).
Die Polenta Jam hingegen, abgestützt auf unzählige freiwillige Supporter, überstand das Tief, passte die Strategie an und nach 13 Jahren kann man sagen: Die Polenta Jam ist zwar nicht sichtbar grösser geworden, aber sie scheint erwachsen zu sein. Die Zeiten, als das Publikum mehrheitlich aus Energie geladenen Teenagers bestand, scheinen vorbei. Die Polenta Jam ist ein Event, der auf soliden Füssen steht, eine clevere, breite Organisation aufweist und eine Nische im Schweizer Festival-Dschungel gefunden hat.
Das Datum für das nächste Jahr wurde übrigens bereits bekanntgegeben: Am 15. und 16. Juli 2016 wird die Polenta Jam zum 14. Mal ihre Tore öffnen.
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(Alle Fotos von Damian Arquint)